"Ich denke es ist vorallem schön, dass trotz der Sprachbarriere Leute hier sind, die zu unseren Shows kommen"

Unser Redakteur Luis hat sich mit Adam, dem Sänger von Taking Back Sunday unterhalten.

Hey Adam. Gibt es nach Frank Iero & The Patience und nahezu jeder anderen Band in eurer Szene noch einen unerfüllten Wunsch für eine Tourbegleitung?

ADAM LAZZARA (SÄNGER): Ich würde gerne mit den Foo Fighters touren. Dann könnte ich sie jeden Abend kostenlos anschauen, das wäre super. Als Vorband zu spielen ist immer eine gute Möglichkeit, vor ein größeres Publikum zu treten, als man es bislang hatte.

 

Habt ihr auch negative Erfahrungen gemacht, als ihr zu Beginn eurer Karriere als Vorband gespielt habt?

ADAM: Nicht wirklich. Wir haben damals mal mit Slayer gespielt, deren Publikum wollte definitiv nicht Taking Back Sunday sehen. Die wollten Slayer! Aber das war verständlich. 

 

Ihr kommt immer wieder auf Tour durch Europa. Ist da ein spürbarer Unterschied in den Reaktionen der Fans gegenüber denen in den Staaten? Ich denke, die Leute hier wissen das nochmal anders zu schätzen wenn ihr spielt, da es nicht so oft der Fall ist.

ADAM: Ich denke, es ist vorallem schön, dass trotz der Sprachbarriere Leute hier sind, die zu unseren Shows kommen und mitsingen und tanzen. Das ist unglaublich, wir sind die glücklichsten Jungs überhaupt. Ich bin froh, das zu haben.

 

Bei einem Blick auf eure Setliste fällt sofort auf, dass ihr nach all den Jahren immer noch einige Songs eurer ersten Platte spielt. Von späteren jedoch, wie dem vierten Album "New Again", wird schon lange nichts mehr oder seltener ein Song live gespielt. Warum ist das so? Ich denke, die Fans würden gerne ein oder zwei davon hören.

ADAM: Ich weiß nicht, warum. Ich mag "New Again". Aber ich denke, das war eine komische Zeit in der Bandgeschichte. Darum haben wir wahrscheinlich nicht so Bock, diese Songs zu spielen. Wir haben einen Song sogar eine Zeit lang gespielt. Es war dann auch keine bewusste Entscheidung. Wir haben uns nicht zusammengesetzt und gesagt: Ok, lasst uns nichts mehr von "New Again" spielen! Das hat sich dann einfach so ergeben.

 

Und dann sind da Songs wie "Cute Without The 'E'", den ihr doch einfach hassen müsst. Ihr spielt ihn jeden Abend seit 15 Jahren!

ADAM: Ich hasse den Song nicht. Wenn wir für eine Tour proben, dann proben wir den nicht. Genauso wie ein paar andere. Aber wenn wir es für ein Publikum spielen, nimmt es eine neue Dimension an. Die Energie, die durch ihn entsteht, ist sehr cool.

 

Im Internet gibt es viele Fan-Communities, die Ranglisten für Alben bestimmter Bands aufstellen. Besonders bei Taking Back Sunday fällt auf, dass sich diese Listen stark unterscheiden. Die Lieblingsplatte von dem einen ist die Hassplatte eines anderen und umgekehrt. Was wäre Deine persönliche Aufstellung?

ADAM: Für mich wäre natürlich "Tidal Wave" ganz oben, denn es ist das Neuste. Die Songs sind noch sehr frisch. Und dann würde ich sie auch weiter chronologisch anordnen. Vom letzten zum ersten. Ich denke, von Album zu Album war da immer eine große Weiterentwicklung, auf die ich stolz bin, weil sie zeigt, dass wir nicht stehengeblieben sind.

 

Denkst du, dass soziale Netzwerke heutzutage alles sind, was eine Band braucht?

ADAM: Sie helfen auf jeden Fall.

 

Wie gut würdest du das beurteilen? Als ihr anfingt, gab es das ja so alles noch nicht.

ADAM: Müsste ich Bands einen Tipp geben, würde ich immer sagen: Spielt. Wann und wo ihr könnt. Ich denke, das ist immer noch das Wichtigste. Denn du kannst zwar etwas aufnehmen und ins Internet stellen, aber du kannst es den Leuten nicht direkt präsentieren. Das ist nochmal ein anderes Erlebnis.

 

Hast du ein Lieblingsalbum?

ADAM: Ich habe einige. Gerade höre ich das Album von Mitylion aus New Jersey, das kam Ende letzten Jahres raus und ist richtig gut. Das höre ich die ganze Tour schon. Aller Zeiten: Full Moon Fever von Tom Petty. Das ist unschlagbar.

 

Wenn du eine Plattenfirma hättest und eine Band signen könntest. Welche würdest du nehmen?

ADAM: Es wäre Modern Chemistry. Das sind gute Jungs aus New Jersey, die ihr Handwerk noch wirklich beherrschen. Die wären auf jeden Fall meine erste Wahl.

 

Im letzten Jahr haben Brand New angekündigt, dass sie sich nächstes Jahr auflösen werden.

ADAM: Das ist eine komische Ankündigung.

 

Hast du das gar nicht mitbekommen?

ADAM: Nein, ich verfolge diese Typen nicht.

 

Ist da also immer noch böses Blut zwischen euch?

ADAM: Nein.

 

Vor ein paar Jahren hast du noch in einem Interview gesagt, dass Jesse Lacey nach wie vor ein Idiot sei.

ADAM: Ja, da ist halt dieser eine Typ, der immer noch alles versucht, um mich schlecht dastehen zu lassen. Und das ist etwas, das ich einfach nicht verstehe. Also in dieser Hinsicht, ja, schon. Aber das interessiert mich jetzt auch nicht mehr. Das Interessante dabei ist ja, dass dieser ganze Konflikt von Leuten im Internet hochgepusht wurde. Das war eigentlich nur etwas Nebensächliches und wurde dann zu einer großen Sache.

 

Ja, ich denke es ist immer noch eine große Sache. Es gibt einige Fans, die sich wünschen würden, dass ihr zusammen tourt.

ADAM: Damit hätten wir auch kein Problem.

 

Ihr steht aber nicht in Kontakt?

ADAM: Nein.

 

Und denkst du, es könnte auch zu einem Ende von Taking Back Sunday kommen? Willst du mit 60 noch auf der Bühne stehen?

ADAM: So weit denken wir gar nicht. Wir blicken in die Zukunft aber nicht so weit. Wie schon gesagt, wir sind froh jetzt hier zu sein. Und was immer als nächstes kommt wird kommen.

 

 

 

 

 

 

 

(c) Luis, März 2017