CASEY - Interview mit Tom Weaver

"Where I Go When I Am Sleeping" - so heißt das neue Album der Melodic Hardcore Band Casey. Das Album handelt von den mentalen und körperlichen Krankheiten, mit denen Sänger Tom Weaver Tag für Tag umgehen muss. Tom hat uns persönlich kurz vor Release bei einer Tasse Kaffee einige Fragen zu der Platte beantwortet und seinem Umgang mit schwierigen Lebensphasen geschildert. 

Hey Tom, danke, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Wie geht es dir heute?

Sehr gerne, ich danke dir für die Zeit. Mir geht es soweit gut. Und dir?

 

Mir auch, ich freue mich sehr, mit dir heute sprechen zu dürfen, danke. Ihr seid sicherlich in der heißen Phase, was euer neues Album angeht, oder? Pressetermine, Interviews, etc?

Oh ja. Aber es macht unheimlich Spaß und ich bin gespannt auf die ersten Meinungen zu "Where I Go When I Am Sleeping". 

 

Ich hatte bereits die Freude in das Album reinhören zu dürfen und finde es ist euch echt gelungen. Wie lief das Aufnehmen im Studio?

Gut soweit. Wir hatten die Ehre mit Brad Wood zu arbeiten, der bereits mit Touche Amore produziert hat.  

 

In dem Album geht es ja um deine Krankheiten und wie du dich damit fühlst und umgehst. Nach der Veröffentlichung von "Love Is Not Enough", dachtest du da schon sogesagt  an einen "Part Two" von "Love Is Not Enough"?

Nein, absolut nicht. Wir waren zum Release von "Love Is Not Enough" absolut glücklich -  über unser allererstes Album und dem positiven Feedback dazu. Aber natürlich haben wir dann schon daran gedacht, mehr als nur diese eine Platte zu veröffentlichen. An einen speziellen Part Two haben wir nicht gedacht.

 

Wie gehen deine Bandkollegen mit deinen Krankheiten um? Ist es manchmal schwer für euch als Band oder habt ihr einen guten Umgang damit gefunden?

Meine Band besteht einfach aus den besten Leuten. Die haben es von Anfang an akzeptiert und tuen ihr Bestes, mich zu verstehen und mir die Zeit für mich zu geben, die ich brauche. Ich würde auf jeden Fall sagen, dass wir einen guten Umgang damit haben, wofür ich auch unglaublich dankbar bin. Sie helfen mir wo sie nur können und sind ein großartiger Support. 

 

"Where I Go When I Am Sleeping" ist ja für dich ein sehr persönliches Album, darin geht es ja vor allem um die Dinge, die dir in deinem Leben widerfahren sind. Sind die Songs in einer chronologischen Reihenfolge auf der Platte zu finden oder beschreiben eine gewisse Zeitspanne in deinem Leben?

Ja, das stimmt, es ist ein wirklich ein sehr persönliches Album und bedeutet mir sehr viel. Aber nein, da gibt es keine bestimmte Reihenfolge. Jeder Song behandelt allerdings eine eigene Zeitspanne, in der etwas passiert ist. 

 

"Flourescents" und "Phosphones" wurden ja bereits im Vorfeld veröffentlicht. Hat es einen bestimmten Grund, wieso ihr euch gerade für diese beiden Songs entschieden habt?

Nein, da gab es keinen besonderen Grund für. Wir fanden einfach, dass die beiden Lieder sehr schön sind und gut miteinander harmonisieren. Deswegen haben wir uns die zwei ausgesucht.

 

In "Wound" - dem allerletzten Song des Albums - singst du "In all the ways that I am weak, I am also strong / Learning how to speak gave me the strength to carry on." - Was bedeutet das für dich?  

In dem Song geht es generell darum, dass ich versucht hatte, Suizid zu begehen. Mein Bruder hat mich nach meinem Suizidversuch aufgefunden. Ich hatte mehrere Situationen in meinem Leben, in denen ich fast gestorben wäre, aber ich bin immer noch hier. Es bedeutet für mich, dass ich trotz meiner Krankheiten - schweren Depressionen, spröden Knochen und Colitis Ulcerosa - jeden Tag aufstehe, mein Leben lebe und versuche, nach vorne zu sehen. Man wächst an den Tagen, an denen man sich schwach und zerbrechlich fühlt und findet den Willen, weiterzumachen. 

 

Hast du Tipps und Ratschläge für Menschen, die mit körperlichen und mentalen Krankheiten, wie beispielsweise Depressionen, zu kämpfen haben, die dir selbst geholfen haben?

Mir hat natürlich einerseits sehr die Musik geholfen. Schreiben, singen, touren, mit meinen Kollegen Zeit verbringen - das hat mir gut getan. Ablenkung ist immer gut, dabei darf man aber nicht vergessen, sich auch seinen Krankheiten anzunehmen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Und ganz wichtig: Man braucht Geduld - besonders mit sich selbst. Und Akzeptanz/Toleranz. Akzeptieren, dass man an dieser Krankheit leidet und das man lernen muss, damit umzugehen. Und immer versuchen, das Positive in den Dingen zu sehen, und sich für jeden Fortschritt loben. Natürlich gibt es auch Tage, an denen man sich fühlt als würde man Rückschritte machen - doch man darf dabei nicht vergessen, dass man stets zwei Schritte vor und nur einen zurück macht. Niemals aufgeben, egal wie schwer es ist. Es wird besser. Wirklich.

 

Okay, danke dir, das wäre es von meiner Seite aus. Gibt es noch etwas, dass du sagen möchtest?

Ich habe dir zu danken! Und vielen Dank an alle, die unsere Band hören und unterstützen. Das bedeutet mir und dem Rest von Casey sehr viel.

 

 

(c) Nadi, März 2018