CASPER - 05.11.16 - BALTIMORE

Foto: Hannah
Foto: Hannah

Eigentlich ist der Künstler Casper dafür bekannt, dass seine Touren durch die großen Hallen in Deutschland binnen weniger Minuten ausverkauft sind, auf seinen Konzerten große Euphorie herrscht und jeder seine Texte problemlos mitsingen kann.

 

Während er aber Ende Oktober in Los Angeles eine kleine Auszeit nahm, hat er sich spontan dazu entschlossen, mit seiner ehemaligen Support-Band "Portugal. The Man" die Rollen zu tauschen, und deren Konzert in Pomona, Kalifornien als Voract zu eröffnen. Aus diesem einen Konzert wurde daraufhin der Rest der Tour und so bespielte Casper, mit seinem Bandmitglied Markus Ganter als DJ und Back-Up, amerikanische Städte wie Athens (Georgia), Birmingham (Alabama), Carrboro (North Carolina) und auch Baltimore (Maryland), in dessen Nähe ich mich - wie es der Zufall so will - zur Zeit aufhalte.

 

Was kann man jedoch von einem Auftritt eines Künstlers, der ungeplant ist, ohne seine Band und vor bis zu 1400 Menschen die seine Sprache nicht sprechen stattfindet, erwarten?

Während er kurz vor Beginn der Show angesagt wurde, war es, wie sonst sehr unüblich, still im Saal. Erst als Casper selbst die Bühne betritt, folgt ein unsicherer Applaus und alle stellten sich die Frage: "Who is that guy?". Obwohl das amerikanische Publikum wohl kein Wort verstand, konnte Casper jeden einzelnen von der ersten Sekunde an mitreisen und man sah nur noch Arme in der Luft. Die Setlist, bestehend aus fünf Songs, war klug gewählt: Auf den Song "Im Ascheregen" als Intro folgten "Auf und Davon", "Blut sehen", "Die letzte Gang der Stadt" und schließlich "Jambalaya" inklusive dessen Remix-Version von den "Drunken Masters" als Finale und sorgte für pure Begeisterung. Als ich nach dem Auftritt die Frage "Who is that guy?" beantwortete, kam ein überzeugtes "He is dope!" zurück.

 

Casper hat geschafft, was vor ihm noch keiner geschafft hat: Als deutscher Künstler in deutscher Sprache innerhalb von 20 Minuten hunderte Menschen in Amerika restlos von sich zu begeistern. Für ihn selbst ist es "ein bisschen wie von vorne Anfangen"; Niemand kennt ihn oder seine Musik. Keiner vervollständigt wie sonst bei seinen Konzerten die Songtexte. Keine Hysterie bricht aus, sobald er die Bühne betritt. Aber das macht das ganze wohl so spannend und zu einer Herausforderung, die Casper mit Bravour gemeistert hat. Er bereut es trotz anfänglicher Unsicherheit überhaupt nicht, diesen großen Schritt gewagt zu haben.

 

 

 

(c) November 2016, Hannah