REVIEW: TAREK K.I.Z. - GOLEM

Der Golem ist laut Wikipedia ein „gebildetes, stummes, menschenähnliches Wesen, das oft gewaltige Größe und Kraft besitzt“. So ähnlich lässt sich auch das Debütalbum von Tarek K.I.Z beschreiben. Bis auf die Beschreibung "stumm" hat das am 31. Januar erschienene Album so einiges mit dem Golem gleich. Gewaltige Größe beweist Tarek mit den meisten Texten, die Kraft findet sich musikalisch wieder. Von einem der drei Klugen von K.I.Z haben wir natürlich nichts anderes erwartet. Die Namen der Produzenten sollten hier natürlich nicht unerwähnt bleiben, zum Beispiel: The Cratez, Nico K.I.Z, Phillip Hoppen und auch Bazzazian.

Quelle: Tarek K.I.Z./Facebook
Quelle: Tarek K.I.Z./Facebook

Das Album beginnt mit dem Song „Ticket hier raus“. Tarek beschreibt hier einen gnadenlosen Alltag, in dem wir alle uns zu großen Teilen wahrscheinlich schon einmal wiedergefunden haben. Im Refrain geht es dann um das Ticket aus diesem Alltag, aus dieser Gesellschaft, aus dieser Stadt, die nicht nur Tarek manchmal den letzten Nerv raubt. Was dieses Ticket hier raus letztendlich ist, darf sich jeder selbst überlegen.

 

Als nächstes folgt „Bang Bang“; und wie der Titel schon erahnen lässt: es gibt wieder was auf die Mütze. Tarek erzählt von einem Anschlag auf den Kanzler und nach einem Video, in welchem ein paar AfD-Double durch Tarek hingerichtet werden, gibt es Aufruhr in der rechten Szene. Aber auch der Aufstand der Kleingeistigen kann dieses Video nicht zerstören. Wir können es auf jeden Fall weiterempfehlen!

 

Dass Tarek „nach wie vor der Boss“ ist zeigt er im nächsten Song. In „Nach wie vor“ kommt dann auch der von Tarek vorher erwähnte Gospelchor im Hintergrund zur Geltung und macht diesen Song wunderbar vollständig. Die Nummer können wir uns besonders live schön vorstellen: ein ganzes Publikum vibend und sich in den Armen liegend, dem Boss huldigend. Wir hoffen, dass es genauso passieren wird!

 

Dann folgt „Kaputt wie ich“. Die erste ausgekoppelte Single des Albums. Eine Ballade mit prägnanter Gitarre und einem Text, der gut unter die Haut geht. Über vier Minuten singrappt Tarek über dieses eine Gefühl: „Ich bin in schlechter Gesellschaft, wenn ich alleine bin.“ Und am Ende stellt man sich dann nur die Frage: Sind wir nicht alle ein bisschen kaputt wie Tarek?

 

Einer der absoluten Redaktions-Lieblinge ist „Liebe“. Ein Song über eine zerstörerische Beziehung, über zwei Personen, die die Liebe von ihrer schlechten Seite kennengelernt haben. Der Beat so mächtig, dass man am liebsten in die Knie gehen würde. Gänsehaut!

 

K.I.Z für immer“ ist der nächste Titel der Platte. Ein Highlight für jeden K.I.Z Fan. Seit 2015 endlich wieder frischer Stoff. Der Text ist typisch K.I.Z, ein ironisches Meisterwerk, das wie eine Faust im Magen liegt. Neu ist: der Beat. Er ist nicht wirklich wie alles, was es davor von der Rap-Kombo gab. Aber neu ist ja nicht schlecht, das beweist „K.I.Z für immer“ ein für alle mal.

 

Es folgt das zweite und letzte Feature. Die unfassbare Miss Platnum hat ihre starke Stimme dem Golem geliehen. Der Song kommt aus dem Nichts. Erst geht es ruhig los und plötzlich zieht es einem den Boden unter den Füßen weg. Man möchte sich einfach bewegen zu „Nubischer Prinz“. Der Song ist eine Mischung aus Rap, Funk und Pop. Ein kurze Sequenz "Nico" sollte auch noch dabei sein und fertig ist der nubische Prinz.

 

„Golem“ endet mit „Frühlingstag“ und wir müssten lügen, wenn wir sagen würden, dass da beim ersten Hören keine Träne geflossen ist. „Frühlingstag“ ist eine Hommage an Tareks Vater. Eine Erzählung über die Beziehung zwischen und Vater und Sohn, über persönliche Erinnerungen und ein schmerzhaftes Ende. Man muss niemanden verloren haben um das ergreifend zu finden. Ein guter Abschluss für ein Album mit rotem Faden.

 

Fazit: Tarek hätte genauso gut sein Tagebuch veröffentlichen können, so persönlich ist „Golem“ geworden. Ein Album, das man in guten wie in schlechten Zeiten hören kann (und ja, das war praktisch ein Antrag). Wir freuen uns auf die Tour und vielleicht bald schon mehr vom nubischen Prinzen.


(c) Caro, 6. Februar 2020