ROCK AM RING 2016

Quelle: Nadi
Quelle: Nadi

Rock am Ring 2016 - Dieses Jahr war das neunte Mal, dass ich die Möglichkeit hatte, bei Rock am Ring/ Rock im Park dabei sein zu dürfen. Doch das, was dieses Jahr auf einen zukam, damit hab selbst ich, als nervenstabile Person die von Festivals einiges gewohnt war, nicht gerechnet.

 

In diesem Beitrag schildere ich meine persönlichen Erlebnisse dieses Festivals sowie natürlich die Bands, die ich von Rock am Ring mitnehmen konnte. (Es waren leider nicht sehr viele.)

 

Wir schreiben Mittwoch, den 01.06.2016 - mit Zelt, Schlafsack, Regenmantel und mit sehr viel Vorfreude im Gepäck konnte ich realisieren, dass heute meine persönliche fünftes Jahreszeit anbrechen würde. Rock am Ring ist stets ein absolutes Ereignis mit unfassbar vielen schönen Erinnerungen. Dieses Jahr bleibt - auf andere Art und Weise - auf jeden Fall unvergessen.

 

Nach einigen Staus und gut in Mendig angekommen, gingen erstmal drei Stunden durch das Warten am Bändchenstand drauf. Natürlich musste es dabei noch anfangen zu regnen. Es war noch harmloser Regen. Glücklicherweise. Nach Zeltplatzsuche, Aufbauen, Zurechtfinden und Ankommen, war endlich das Rock am Ring-Feeling da. Dies sollte den restlichen Mittwoch, Donnerstag und bis Freitag Nachmittag so bleiben. Viele fröhliche Menschen und gute Zeltplatzstimmung waren definitiv Balsam für die Seele.

 

Doch langsam merkte man, dass die Organisation des Festivals langsam ziemlich unübersichtlich wurde. Mittwoch war der "Early Bird"-Anreisetag und unfassbar viele Menschen nahmen die 20€ extra in Kauf, um am Mittwoch bereits anreisen und ihre Zelte aufschlagen zu dürfen. Am Donnerstag kamen natürlich auch noch sehr viele Menschen, was die Orga des Festivals wohl doch nicht gut managen konnte. Es endete darin, dass die Fluchtwege innerhalb des Campinggeländes mit Zustimmung als Zeltplatz genutzt werden durften. Sprich: Man durfte sich die Tage durch unglaubliche viele Zelte durchschlängeln, öfters sein eigenes Zelt suchen und über unendlich viele Zeltschnürre stolpern. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn die Unwetter stärker auf dem Campingplatz gewütet hätten und die Sanitäter sich durch all die Zelte durchschleusen müssten. Da möchte ich echt nicht nur einen Gedanken dran verlieren. Das ist der dickste Minuspunkt, dem ich dem Festival geben kann. Die angebliche "1/3 mehr Campingfläche und 8qm pro Person" war wohl das nichtigste Versprechen schlechthin. Das muss unbedingt gebessert werden. Auch allgemein war die Organisation des Festivals nicht so großartig, wie man es sich gewünscht hätte. Letztes Jahr liefen schon viele Dinge schief und man hatte gehofft, es würde besser werden. Aber alles in allem war keine wirkliche Verbesserung sichtbar. Das war ziemlich enttäuschend. 

Of Mice & Men / Quelle: Nadi
Of Mice & Men / Quelle: Nadi

Freitag. Nach zwei Tagen die man auf dem Campingplatz verbracht hat, schien Rock am Ring endlich richtig los zu gehen. An diesem Tag nahm ich die Bands Of Mice & Men, While She Sleeps und Architects mit. 

Of Mice & Men: Diese Band eröffnete das Festival für mich persönlich. Sie hatten die Ehre, auf der größten Stage - der Volcano Stage - spielen zu dürfen. Mit "Feels Like Forever" und anderen Songs von "Restoring Force" lieferten Of Mice & Men wirklich eine gute Show ab.

 

While She Sleeps: While She Sleeps müsste man gesehen haben, um in Worte fassen zu können, wie krass es auf dieser Show zuging. Die Menschenmaßen des Festivals feierten die Jungs von While She Sleeps wie Götter. "Four Walls" war der krönende Abschluss einer absolut gelungenen Show. Beste Band des Tages. Ohne Zweifel.

Architects: Nach der Veröffentlichung ihres neuen Albums "All Our Golds Have Abadoned Us" bestand das Set der Band zur Hälfte aus Songs von dieser Platte. Das war ziemlich schade, denn das Album wurde erst vor knapp zwei Wochen (27.05.) veröffentlicht. Da sind die Songs einfach noch nicht so sehr bei einem angekommen, um aus vollster Kehle mitsingen zu können. Wobei man auch tatsächlich sagen muss, dass der Vorgänger "Lost Forever // Lost Together" besser war, als das nun aktuelle Album. Dementsprechend absolute Dankbarkeit für Songs wie "Naysayer", "Gravedigger" und "The Devil Is Near".

 

Noch bevor ich überhaupt realisieren konnte, wie gut While She Sleeps waren und ich einige Schritte aus dem Alternatent machte, sah ich schon die unfassbar dunklen, aufgetürmten Wolken am Himmel, sowie bereits einige Blitze die daraus auf die Erde einschlugen, die sich im direkten Kurs auf das Festivalgelände bewegten. Just in diesem Moment ging es für mich so schnell wie mich meine Beine tragen konnten zum Zelt zurück. Große Möglichkeiten zum Unterstellen hatte das Festivalgelände auch nicht. Mich erwischte das Unwetter natürlich mit voller Wucht, so dass ich komplett durchnässt am Zelt ankam. Nachdem ich durch den peitschenden Regen absolut nichts sehen konnte, musste ich mich von Pavillon zu Pavillon durchhangeln, bis ich endlich an meinem Zelt angekommen war. Aber ich kam gesund an. Was ich von anderen Menschen leider nicht behaupten kann. Überall in den Nachrichten war von mehr als 80 Verletzten die Rede, davon 15 schwerverletzt. Zwei Menschen mussten sogar reanimiert werden (und das zum Glück erfolgreich!) Vom ganzen Herzen wünsche ich all den Menschen, die einfach nur Feiern und Spaß haben wollten, gute Genesung. Der Blitz, der im Festivalgelände einschlug ist unmittelbar neben mir eingeschlagen. Um genauer zu sein ist er in eine kleine Cocktailbar eingeschlagen. Und weiter möchte ich gar nicht denken, denn die Schallwelle des Blitzes habe ich aus vielen Metern Entfernung spüren können. Meine Begleitung neben mir hatte durch den Blitz auch eine gewischt bekommen, da sie keine Gummistiefel anhatte. (Ihr geht es gut!) Gummistiefel waren sowieso DAS Verkaufsobjekt überhaupt dieses Jahr und ich danke Gott, dass ich in diesem Moment Gummistiefel an hatte, die ich mir auch selber auf dem Festival gekauft hatte. Am Zelt fing ich langsam an überhaupt zu verstehen, was da gerade über uns passiert ist und hab das auch noch nicht wirklich verinnerlichen können, als ich die ersten Rettungshubschrauber sah und durchgehend Sirenen hörte. Es war wirklich heftig. Die ganze Veranstaltung schob sich durch diesen Vorfall 1 1/2h nach hinten. Mit trockenen Klamotten ging es noch zu Architects und dann war der Freitag und das Unwetter - vorbei. Erstmals. 

 

Quelle Nadi
Quelle Nadi

Samstag. Nach den Unwetter des Vortages musste erstmal das Festivalgelände aufgeräumt werden, was den Ablauf des Festivals zunächst auf 15:45h schob. (Eigentlich hätte es so um 13/14h beginnen sollen). Das ganze Gelände war eine Schlammwüste. Ohne Gummistiefel kam man absolut nicht voran. Dabei war jeder Schritt einfach nur anstrengend und mühsam. Doch kam es leider dazu, dass die ersten Bands erst um 21:30h spielten. Es zogen weitere Unwetter auf, vor denen auch durch Lautsprecher gewarnt wurde. Allgemein muss auch gesagt werden, dass die Veranstalter von Rock am Ring bemüht waren, das aktuelle Wetter im Auge zu behalten und auch die Menschen vor Unwetter zu warnen. Auch das Unwetter am Freitag wurde angesagt. Nachdem ein kleineres Gewitter hinwegzog, folgte eine Stunde später die nächste Gewitterwarnung. Die Gewitterwarnung stellte sich dann glücklicherweise nur als Regen heraus. In den Stunden der Unwetterwarnung war die Fortsetzung des Festivals absolut unklar. Auf den Campingplätzen wurde so gut es geht damit umgegangen und jeder versuchte trotzalledem Spaß zu haben und das Beste aus der Situation zu machen. Glücklicherweise veröffentlichten die Veranstalter einen Ersatzspielplan, so dass die Bands noch bis in die Morgenstunden spielen konnten. Somit war es den Besuchern möglich, noch Bands wie Red Hot Chili Peppers, Bullet For My Valentine, Billy Talent und Killswitch Engage mitzunehmen. Ich war heilfroh darüber, Red Hot Chili Peppers und Billy Talent noch sehen zu können. 

Red Hot Chili Peppers: Wer möchte diese Band nicht wenigstens einmal im Leben live gesehen haben? Sie sind einfach ein absolutes Urgestein. Auf die Ohren gab es natürlich "Californication", "Dani California", "Give It Away", "Snow (Hey Ho)" und viele weitere Klassiker.

Billy Talent: Rundeten die Samstagnacht als letzte Band des Tages ab. Eine schöne, energiegeladene Show, auch in Gedenken an die Menschen, die am Freitag durch die Blitzeinschläge verletzt wurden. Zu Hören gab es "Surrender", "Rusted From The Rain", "Red Flag", "Try Honesty", "Prisoners Of Today" und noch ein paar mehr Lieder, die insgesamt 1 1/2h füllten.

 

Quelle: Nadi
Quelle: Nadi

Am Zelt wieder angekommen, checkte ich die Social Media Plattform von Rock Am Ring. Headline: "Rock am Ring wird vorzeitig nach Samstag beendet. Sonntag wurde keine Spielgenehmigung der Gemeinde Mendig gegeben auf Grund einer Unwetterwarnung mit extremen Gewitter, Starkregen, Hagel. Alle Besucher mögen das Festivalgelände bis 12:00h am Sonntag verlassen haben." Somit wurde mir klar, dass das Festival an dieser Stelle sein Ende gefunden hatte. Sonntag hätten Bands wie Black Sabbath, Korn, Caliban, Fettes Brot, Heisskalt und Bring Me The Horizon gespielt. Veranstalter Marek Lieberberg persönlich machte eine Durchsage zum Abbruch des Festivals auf der Volcano Stage, nachdem Billy Talent ihre Show beendet hatten. Daraufhin ging es ans Abbauen und so schnell wie möglich zum Parkplatz und nach Hause, um dem Chaos am Sonntagmorgen zu entkommen, was auch zum Glück gut geklappt hatte. Die Parkplätze waren komplett zermatscht und es wurden Traktoren zur Verfügung gestellt, die die Autos aus dem Schlamm ziehen, falls man stecken bleiben sollte. 30 Traktoren auf 90.000 Besucher. Sicherlich erfolgreich... nicht! Zu Hause angekommen, voller Enttäuschung, Frust und Stress, ging es unter die Dusche und ins Bett.

 

Gegen die Natur sind wir leider alle machtlos.

Rock am Ring 2017, bitte sei besser als dieses Jahr.

 

 

(c) Nadi, 2016